2 minute read

Staat und Gesellschaft

Geschichte

Staat und Gesellschaft: Historische Einblicke in ein spannungsgeladenes Verhältnis

Wie die Corona-Pandemie gezeigt hat, ist das Verhältnis von Staat und Gesellschaft äusserst spannungsgeladen. Wie weit soll der Staat in die Gesellschaft eingreifen? Welchen Einfluss nehmen gesellschaftliche Gruppen auf den Staat, um bestimmte staatliche Rahmenbedingungen durchzusetzen? Einzelne Aspekte dieser Konflikte will die Vorlesungsreihe aus historischer Perspektive aufgreifen. Zwei Vorträge widmen sich Themen aus der jüngsten Vergangenheit der Schweiz. Dabei geht es zum einen um die politische Überwachung in der Schweiz seit den 1970er-Jahren. Die im Kalten Krieg gefestigte bürgerliche Ordnung brach langsam auf, und Kritiker wiesen wortgewaltig auf Gefahren der Repression hin. Der bedrohte Kleinstaat Schweiz sah sich offenbar durch Subversion und Repression herausgefordert und bewegte sich, folgt man zeitgenössischen Aussagen, am zivilisatorischen Abgrund. Zum andern beleuchtet der zweite Vortrag die Neue Frauenbewegung und ihr ambivalentes Verhältnis zum Staat: Einerseits grenzten sich autonome Feministinnen von staatlichen Institutionen ab, in denen sie Stützen des Patriarchats sahen, anderseits waren sie auf staatliche Finanzierung angewiesen und setzten sich für veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen ein, um die Opfer häuslicher Gewalt besser schützen zu können. Ein dritter Vortrag befasst sich am Beispiel der Alten Eidgenossenschaft mit dem Zusammenhang zwischen Reichtum und dem Zugang zu den staatlichen Ämtern bzw. der Bedeutung von staatlichen Ämtern für die persönliche Bereicherung. Hartnäckig hält sich die Erzählung, wonach höhere Ämter in den genossenschaftlich organisierten eidgenössischen Orten kaum Erträge abwarfen. Doch wie passt dies zum Umstand, dass Ämter, wie in den umliegenden Fürstenstaaten, zunehmend käuflich erworben werden mussten? Warum haben nur wenige Familien den Zugang zu staatlichen Ämtern exklusiv unter sich aufgeteilt? Schliesslich greift ein viertes Referat über unsere irdischen Verhältnisse hinaus und fragt nach der Existenz von ausserirdischem Leben. Wir sind nicht allein. Welche Gesellschaften treffen wir denn im Universum an? Wie müssen wir uns ihre Organisation, ihren Staat, ihr Zusammenleben vorstellen?

Mittwoch, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum für Literatur, Postgebäude am Bahnhof St.Gallen (Anmeldung erforderlich, siehe S. 4!) (Eingang Südseite, St. Leonhard-Strasse 40, 3. Stock, Lift vorhanden) * Kantonsbibliothek Vadiana, Ausstellungssaal, Notkerstrasse 22, St.Gallen

21. Oktober Bedrohte Nation. Politische Überwachung in der Schweiz der langen 1970er-Jahre Lukas Nyffenegger, Universität Zürich

* 4. November Wir sind nicht allein – Eine Spurensuche nach ausserirdischem Leben

Lateinnovember Marc Horat, Astrophysiker und Leiter des Planetariums im Verkehrshaus Luzern 18. November Bereicherung durch Ämter in der vormodernen Schweiz (16.–18. Jahrhundert) Dr. Nathalie Büsser, Universität Zürich

2. Dezember Die Frauenhausbewegung im Kampf gegen häusliche Gewalt Dr. Catherine Davies, Universität Zürich

Leitung | Prof. Dr. Max Lemmenmeier, Historiker, St.Gallen