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HERBSTFANTASIEN

In der traditionsreichen Reihe «Kammermusik@ZKO» erhalten die Musiker*innen des Kammerorchesters eine Carte blanche. Die sympathische, aus Frankreich stammende Inès Morin hat ein farbenreiches und nicht alltägliches Programm zusammengestellt, in dem ein Instrument ganz besonders hervortritt.

TEXT LION GALLUSSER

«Kammermusik liegt mir sehr am Herzen! Im Gegensatz zum Orchesterkonzert bietet sie uns Musiker*innen die wunderbare Möglichkeit, uns auf intimere Weise untereinander sowie mit dem Publikum auszutauschen.»

Man merkt es ihr an: Wenn die Violinistin Inès Morin über das Kammermusik-Konzert «Herbstfantasien» spricht, dann sprudelt die Vorfreude darauf förmlich aus ihr heraus. «Kammermusik liegt mir sehr am Herzen! Im Gegensatz zum Orchesterkonzert bietet sie uns Musiker*innen die wunderbare Möglichkeit, uns auf intimere Weise untereinander sowie mit dem Publikum auszutauschen.» Und auch wenn Morin über die Formation im Oktober spricht, kommt sie ins Schwärmen: «Es ist grossartig, dieses so abwechslungsreiche und fantasievolle Programm mit meinen beiden Kolleginnen Anna Tyka Nyffenegger und Janka Szomor-Mekis sowie mit dem fantastischen Musiker Marc Lachat, den ich schon seit Langem kenne, zu spielen.» Dem gut sechs Jahre älteren Oboisten Lachat kommt in der Tat eine spezielle Rolle zu, da mit Mozarts Oboenquartett und Brittens Fantasy Quartet gleich zwei Kompositionen mit herausstechendem Oboen-Part erklingen.

Geschrieben hat Mozart sein Oboenquartett KV 370 im Alter von ca. 24 oder 25 Jahren, als er sich gerade in München zwecks Komposition der Oper Idomeneo aufhielt, die 1781 im prestigeträchtigen Residenztheater uraufgeführt wurde. Für eines seiner ambitioniertesten musikdramatischen Werke konnte sich Mozart auf die Qualitäten des damals wohl besten Orchesters der Welt verlassen, auf die Mannheimer Hofkapelle – ja, Mannheimer! Diese spielten damals nämlich tatsächlich in München, da sie ihrem pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor (1724–1799) an die Isar gefolgt waren, als dieser kurz zuvor Landesherr von Bayern geworden war. Spätestens bei der Arbeit mit diesem Klangkörper wiederum befreundete sich Mozart mit dessen erstem Oboisten, mit dem damals berühmten Friedrich Ramm (1744–1813). Mozart muss so sehr von dem Musiker überzeugt gewesen sein, dass er kurzerhand die Besetzung des Streichquartetts abwandelte, indem er die oberste Geigenstimme durch Ramms Instrument ersetzte – und ein einzigartiges Oboenquartett schrieb. «Um einen schönen Kontrast zu Mozarts wunderschönem und feinem Stück zu erhalten», fährt Morin fort, «haben wir uns für das gleich besetzte Phantasy Quartet von Britten entschieden.» Zweifelsohne bezog sich Britten auch auf Mozarts Werk, als er seines mit 18 Jahren für den sogenannten Cobbett-Wettbewerb schrieb. An diesem wurde die moderne englische Musik gefördert, und zwar mit den finanziellen Mitteln des reichen und musikbegeisterten Namensgebers. Mit seiner «Phantasy» gewann Britten, gerade von der Royal Academy of Music gekommen, den Wettbewerb, da er die gleichnamige altehrwürdige britische Gattung meisterhaft mit den Stilmitteln des 20. Jahrhunderts verschränkte. Aber natürlich ist auch die Musik an sich, so Morin, eine «wunderbare Fantasie, die einen in verschiedenste Stimmungen und Bilder transportiert».

Ergänzt werden die beiden Oboenquartette durch eine «stimmungsvolle Fantasie», die Inès Morin besonders viel bedeutet: das «farbige» Streichtrio op. 10 von Erno Dohnányi (1877–1960), der mit Béla Bartók (1881–1945) und Zoltán Kodály (1882–1967) zu den wichtigsten ungarischen Komponisten der Moderne gehört. «Diese Musik voller Leidenschaft, Energie und Lebensfreude ist mir auch deshalb besonders nah, da meine Partner-Bratschistin Janka Szomor-Mekis aus Ungarn kommt und auch ich mit meiner aus Siebenbürgen stammenden Mutter ungarische Wurzeln habe.»

KAMMERMUSIK@ZKO – HERBSTFANTASIEN SO, 3. OKT. 2021, 11.00 UHR ZKO-HAUS

Marc Lachat Oboe Inès Morin Violine Janka Szomor-Mekis Viola Anna Tyka Nyffenegger Violoncello

CHF 40

Wolfgang Amadeus Mozart Oboenquartett F-Dur KV 370

Benjamin Britten Phantasy Quartet für Oboe und Streichtrio op. 2

Ernő Dohnányi Serenade für Streichtrio C-Dur op. 10