2 minute read

BIRTHDAY, DANIEL! – SAISONERÖFFNUNG HAPPY BIRTHDAY, DANIEL!

Zu einer Feier gehören ein wohlschmeckendes Mahl und ein erlesener Wein, aber fast noch wichtiger sind die Gäste – und natürlich die Musik! Am Festbankett zu Daniel Hopes Geburtstagsfeier treffen wir nicht nur Mozart und David Bruce, es wird gemunkelt, dass sich auch Jean-Baptiste Lully dazugesellen soll.

Mozart befand sich wohl nicht in Feierlaune, als er im Januar 1779 widerwillig von seiner erfolglosen Reise nach Mannheim und Paris zurück nach Salzburg gekehrt war. Musikalisch erwies sich diese Zeit jedoch als äusserst fruchtbar, immerhin schloss sich nun eine seiner produktivsten Phasen an. Auffällig hoch ist dabei die Anzahl der Werke für zwei oder mehr Solisten und Orchester, deren berühmtester Vertreter die Sinfonia concertante ist. Diese Gattung erfreute sich gerade in Mannheim und Paris grosser Beliebtheit. Ihr Name deutet auf die Zwitterstellung zwischen Sinfonie und Konzert hin; sie ist sinfonisch im Charakter und konzertant in ihrer Besetzung. Die damit einhergehende Annäherung im Verhältnis zwischen Solisten und Orchester kommt bei Mozart in einer fein ausgearbeiteten Dialogstruktur zur Geltung, wobei nicht zuletzt auch die Blasinstrumente eine tragende Rolle übernehmen. Mozart eröffnet den ersten Satz mit majestätischen Es-Dur-Akkordschlägen, als hätte er den Vorhang zu einem spektakulären Schauspiel öffnen wollen. Wie bei Mozart schon fast vorauszuahnen, wird die daraus hervorgehende Erwartungshaltung des Zuhörers getäuscht, indem sich die Solisten kaum merklich in das Geschehen einfügen.

Durchaus spektakulär ist jedoch Mozarts letzte Sinfonie. Die Jupitersinfonie, wie sie seit dem frühen 19. Jahrhundert genannt wird, greift zwar nicht zu den Sternen und huldigt auch nicht dem Olymp der Götter, erreicht aber mit dem Griff in die Schatzkammer der Vergangenheit neue Sphären. Dies manifestiert sich vor allem im nun definitiv zum Hauptstück der Sinfonie avancierten Schlusssatz, in dem sich eine bis dato nicht dagewesene Synthese moderner sinfonischer Stilelemente und einer Fülle alter kontrapunktischer Techniken und Motive vollzieht. Das erste Thema besteht aus einem simplen Viertonmotiv, das bereits Palestrina bekannt war und von Johann Joseph Fux im Kontrapunkt-Lehrbuch Gradus ad Parnassum als Beispiel verwendet wurde. Zahlreiche angehende Komponisten übten daran ihre kontrapunktischen Fertigkeiten und auch Mozart hatte sich bereits des Öfteren an ihm bedient. Im Verlauf des Sonatensatzes führt Mozart nicht weniger als vier weitere Motive ein, die schliesslich in der sich steigernden Schlussfuge gemeinsam erklingen.

Zu einer Geburtstagsfeier gehört natürlich ein Geschenk und was wäre für Daniel Hope passender als ein neues Werk für Solovioline und Streicher? Wie Mozart kombiniert der britische Komponist David Bruce in Lully Loops alte Motive mit zeitgenössischen Verfahren. Freilich sind Letztere heute im digitalen Umfeld zu verordnen. Mit dem Smartphone tragen wir heute nahezu ein ganzes Sinfonieorchester in der Hosentasche. Wir sind in der Lage, per Mausklick Dinge zu tun, welche frühere Komponisten kaum für möglich gehalten hätten. Wir können Stücke rückwärts abspielen, Ausschnitte immer wieder «loopen» oder diese neu anordnen. Mit solchen Methoden experimentiert Bruce in seinem viersätzigen Werk.

Den Nährboden dieser «Loops» und Schnitttechniken findet er dabei bei Jean-Baptiste Lully. So etwa dient ein unscheinbares Fragment von Lullys Chaconne aus Phaëton als emotionales Grundgerüst, als «soul shard» (Seelenscherben), das den Verlauf des ersten Satzes bestimmt. David Bruce zeigt sich überzeugt, dass Daniel Hope, den er vor zehn Jahren anlässlich der Uraufführung von The Given Note kennengelernt hat, die Seele von Lully Loops nicht als Scherbenhaufen zurücklässt: «Es war für mich unglaublich motivierend, Lully Loops im Wissen zu komponieren, dass ich für einen solchen Künstler und solch ein Orchester schreibe, die dem Stück den bestmöglichen Start ins Leben geben werden.»

Daniel Hope Music Director

Ryszard Groblewski Viola

Willi Zimmermann Konzertmeister

Zürcher Kammerorchester

CHF