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MUSIKALISCHE ABENTEUER UND FRANZÖSISCHE ELEGANZ

Zwei Klavierkonzerte an einem Abend? Lucas Debargue, eines der grössten Talente der jüngeren Pianistengeneration, hat sowohl die Leidenschaft als auch die Energie dazu.

TEXT SOPHIA GUSTORFF

VIRTUOSE ELEGANZ –LUCAS DEBARGUE

DI, 31. OKT 2023, 19.30 UHR TONHALLE ZÜRICH

Lucas Debargue Klavier

Willi Zimmermann Violine und Leitung Zürcher Kammerorchester

Wolfgang Amadeus Mozart

Sinfonie Nr. 1 Es-Dur, KV 16

Miłosz Magin

Klavierkonzert Nr. 3

Wolfgang Amadeus Mozart

Klavierkonzert Nr. 24 c-Moll, KV 491

CHF 110 / 100 / 85 / 60 / 35

Das Klavierspiel stand bei Debargue lange gar nicht im Fokus. Mit elf Jahren hatte er damit begonnen – erst, muss man dazu sagen. Als Jugendlicher liess er die Tasten zeitweise sogar ganz ruhen. Mit 20 Jahren entschied er sich schliesslich für eine Profikarriere als Pianist, und auch dann war es für ihn nicht üblich, wie er selbst sagt, «wie verrückt zu üben». Er hätte dies gar nicht geschafft, hatte er doch noch ganz andere Dinge im Kopf: E-Bass, Literatur und Freunde zum Beispiel. Ungewöhnlich setzt sich seine Laufbahn fort: Beim renommierten TschaikowskiWettbewerb 2015 erhielt er nur den 4. Platz, obwohl er von einigen Kennern als Favorit gehandelt wurde. Dass er beim Preisträgerkonzert dennoch mitwirken durfte, sorgte für Furore – und wenig später für einen Plattenvertrag bei einem der weltweit gefragtesten Klassiklabels.

Das Repertoire des 34-Jährigen ist ungewöhnlich vielfältig. Es umfasst neben Mozart auch Scarlatti, Bach, Liszt und Ravel. Seine besondere Liebe gilt dem polnischen Komponisten Miłosz Magin, eine echte Offenbarung, die es für viele Musikfreunde noch zu entdecken gilt. Magin, 1929 in Łódź geboren und ab den 1960er-Jahren wohnhaft in Paris, war zu Lebzeiten vor allem als Pianist erfolgreich, seine Karriere überdauerte sogar eine schwere Handverletzung. Das Klavier steht auch im Fokus seines Œuvres. Diesem wiederum hat sich Lucas Debargue an- genommen. Im Jahr 2021 veröffentlichte er eine CD mit ausgewählten Werken von Magin. Das Konzert Nr. 3 für Klavier, Streichorchester und Schlagzeug gehört darunter zu den Eindrücklichsten: rhythmusdominiert und hochexpressiv, rhapsodisch und virtuos.

Mozarts Klavierkonzert KV 491 ist ungleich bekannter, aber auch für Mozart-Fans etwas Besonderes: Es gehört zu den seltenen Ausnahmen eines Solokonzerts in Moll, die dunkle Tonart bestimmt zugleich den Charakter. Das Wiener Publikum goutierte es, Mozart feierte damit schon bei der Uraufführung im April 1786 einen Erfolg. Die Sinfonie KV 16 stammt hingegen aus seiner Kinderstube, oder genauer, von der berühmten grossen Europatournee, die die Familie Mozart zwanzig Jahre vorher unternahm. Nach einer kurzen Testreise nach München und Wien ging es 1763 von Salzburg aus in die grosse weite Welt. Mehr als drei Jahre lang waren die Mozarts unterwegs, durch Deutschland, Belgien, Frankreich, England, Holland und die Schweiz. Der Effekt: Mozart und seine Schwester waren schon als Kind europaweit bekannt und vernetzt und hatten andere Sprachen, Kulturen und Kunststile kennengelernt. Die Sinfonie KV 16 schrieb Mozart mit acht Jahren in London. Sie ist sein erstes Orchesterwerk überhaupt – und damit ein kleiner Meilenstein der Musikgeschichte.