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ZKO-Festival: Fantasien

FANTASIEN

Zum fulminanten Abschluss der Saison und gleichzeitig auch des ZKO-Festivals stehen die beiden langjährigen Freunde Daniel Hope und Fazil Say gemeinsam auf der Bühne. Dort präsentieren sie musikalische Fantasien aus der Feder von Robert Schumann und von Fazil Say.

TEXT LION GALLUSSER

Der Begriff «Fantasie» hat, dies wird schon bei einem Blick in den Duden klar, vielfältige Bedeutungen. Er reicht von der Fähigkeit, sich etwas vorzustellen, bis hin zu unkontrollierten Trugbildern. Beim Hören von Musik werden diese Prozesse besonders begünstigt. Dies war auch den Menschen des 19. Jahrhunderts und Robert Schumann klar, der treffend vom «Geisterreich der Kunst» sprach, in das wir mit der Musik mitgenommen werden.

In der Musik hat die Fantasie noch eine weitere Bedeutung. Und zwar bezeichnet man damit, wiederum gemäss Duden, ein «instrumentales Musikstück mit freier, oft improvisationsähnlicher Gestaltung ohne formale Bindung». Solche Fantasien gab es zwar schon seit der Renaissance. In der Romantik und besonders bei Schumann wurde diese freie Kompositionsweise besonders populär, weil sie sich wunderbar für das Erleben persönlicher Fantasien und insbesondere das Schwelgen und das Abschweifen eignete. Deshalb hat Schumann sein Klavierkonzert, das zum krönenden Abschluss des ZKO-Festivals erklingt, auch als Fantasie konzipiert. Die damalige Presse lobte sofort, dass die Orchesterpartie mit grosser Liebe und Sorgfalt gearbeitet sei, «ohne den Eindruck der Pianoleistung zu beeinträchtigen». Das Meisterwerk der Romantik hat zudem eine persönliche Bedeutung, weil darin auf die Liebe von Robert und Clara Schumann (welche das Werk häufig selbst interpretierte) angespielt wird. Der Fantasie sind – besonders in der Aufführung mit dem türkischen Pianisten Fazil Say – keine Grenzen gesetzt!

Neben weiteren Werken von Schumann und Mendelssohn laden auch zwei Kompositionen von Fazil Say zu gedanklichen Reisen ein. In Cleopatra für Solo-Violine wird die Vorstellungskraft mit den von Say beschriebenen «modernen Spieltechniken auf der Violine und unterschiedlichen rhythmischen Mustern» befördert. Alles weitere sei der eigenen Fantasie überlassen, die bei der virtuosen Wiedergabe durch Daniel Hope zweifelsohne beflügelt wird. Rite of Hope ist der dritte Teil von Says Mount Ida Sonata, mit welcher Fazil Say auf die Waldrodung im IdaGebirge im Norden der Türkei hinweisen möchte: «Um auf die Abholzung aufmerksam zu machen, gab ich 2019 ein Konzert im Ida-Gebirge. Im Geiste dieses Auftritts und ausgehend von der Idee, der Musik der Bäume und aller Lebewesen im dortigen Wald zuzuhören, entstand anschliessend die Mount Ida-Sonate. Sie entstand in Solidarität mit den Menschen, die zu diesem Konzert kamen (ca. 40 000 bis 50 000 Personen) und uns ihrerseits Hoffnung und Geborgenheit in der Natur gaben. Das im Titel erwähnte Ritual der Hoffnung meint jene Solidarität unter den Menschen, welche ihre Freiheit und ihre Natur beschützen.»

links: Fazil Say rechts: Daniel Hope

FANTASIEN DI, 28. JUNI 2022, 19.30 UHR TONHALLE AM SEE

Fazil Say Klavier Daniel Hope Music Director Zürcher Kammerorchester

Grosses Abo, kleines Abo CHF 110 / 100 / 85 / 60 / 35 Fazil Say Cleopatra für Violine Solo, op. 34 Fazil Say III. Rite of Hope, aus: Violinsonate Nr. 2 Mount Ida op. 82 Robert Schumann II. Langsam, aus: Violinkonzert d-Moll op. posth., bearbeitet von Benjamin Britten Felix Mendelssohn Das Märchen von der schönen Melusine op. 32 MWV P 12 Felix Mendelssohn Streichersinfonie Nr. 13 c-Moll MWV N14 Robert Schumann Klavierkonzert a-Moll op. 54