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VOM CHAOS ZUR ORDNUNG ZUM JAHRESWECHSEL

Der Star-Blockflötist Maurice Steger feiert Silvester und Neujahr mit der Walliser Sopranistin Rachel Harnisch und dem ZKO im KKL Luzern und in der frisch renovierten Tonhalle am See. Das innovative Programm, das er sich für die beiden festlichen Konzerte ausgedacht hat, könnte aktueller kaum sein.

TEXT LION GALLUSSER

Zu Beginn des Jahres 2020 konnte wohl kaum jemand absehen, was alles auf uns zukommen würde. Der so plötzlich gekommene Lockdown stellte Gewohnheiten und den geregelten Alltag von einem Tag auf den anderen auf den Kopf. Musikerinnen und Musiker sowie Orchester spürten dies besonders stark, konnten sie doch plötzlich nicht mehr auftreten – und mussten gegen das aufgetretene «Chaos» ankämpfen.

Diese turbulenten Begebenheiten mit all den durchlebten Gefühlen bilden nun auch das gedankliche Pendant zu den beiden Konzerten zum Jahreswechsel. «Für einmal hatte ich – bereits vor Corona – ein Programm konzipiert, bei dem ich ganz bewusst auf Einheitlichkeit verzichtet habe», erklärt Steger, der dem ZKO bereits seit rund 25 Jahren eng verbunden ist. «Durch die Umstände der Jahre 2020 und 2021 wurde diese Konzeption brandaktuell: Die unterschiedliche Musik widerspiegelt unsere verschiedenen Emotionen; vor allem aber weiss man erst mit der Zeit, wie das Programm funktioniert!» Damit spielt Steger darauf an, dass das Publikum zunächst in das Chaos gestürzt wird, ehe die Ordnung – wie auch in unserem Alltag – durch das «Abtasten» in verschiedene Richtungen neu entsteht. «Sinnhafter» könnte man den Jahreswechsel 2021/2022 kaum begehen!

Tatsächlich wird sich das Konzertpublikum wohl «wie im falschen Film» (so Steger) vorkommen, wenn es die «chaotischen», unerhört dissonanten ersten Töne des Programms hört. Sie stammen vom französischen Barockkomponist Jean-Féry Rebel (1666–1747), der damit (wie er selbst schrieb) versuchte, das «Chaos» darzustellen, «also jene Unordnung, in der sich die [vier] Elemente» ursprünglich befanden. Aus diesem entsteht allmählich Ordnung, indem sich die Elemente voneinander abzuheben beginnen. Rebel setzte dies mit geradezu «avantgardistisch» wirkenden und «ungeordneten» Klangflächen um – im 20. Jahrhundert sollte man von Clustern sprechen –, aus denen sich die Erde, das Wasser, die Luft und das Feuer mit eigenen musikalischen Motiven und Instrumenten herausschälen. Die hergestellte Ordnung wird bei Rebel mit verschiedenen anschliessenden Tanzsätzen zelebriert. Im Konzertprogramm zum Jahreswechsel werden sie zu ordnenden Stützen, zwischen denen sich weitere Perlen der Barockmusik, nun italienischer Prägung, ansiedeln: