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TRIOSONATEN

Kammermusikalische Hits Des Barocks

Wenn man musikhistorisch für die Barockzeit von «Hits» sprechen darf, so würden Triosonaten sicherlich dazuzählen.

Bekannte und unbekannte Komponisten aus ganz Europa widmeten sich dieser vielfältigen Gattung für zwei Melodieinstrumente und Basso continuo.

«Alle Wege führen nach Rom!» Dieses Sprichwort, ausgeweitet auf norditalienische Zentren wie Mantua, Florenz und Venedig, lässt sich durchaus auf die Musik der Renaissance und des Barocks anwenden, denn gerade in dieser Zeit war Italien prägend für die Musikkultur Europas. Davon zeugen Gattungen wie das Madrigal, die Oper und nicht zuletzt die Triosonate, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts in ebendiesen Städten entstand. Erste solche Sonaten für Triobesetzung, oft mit zusätzlicher Bassbegleitung, stammten von Komponisten wie Biagio Marini, Giovanni Battista Buonamente oder Marco Uccellini. Die Sonaten waren äusserst vielfältig und kaum normiert. Dies änderte sich erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts: Die beiden Typen, die etwas ernstere und intellektuellere Sonata da chiesa (Kirchensonate) und die aus einem Präludium und mehreren Tanzsätzen bestehende Sonata da camera (Kammersonate), bildeten sich nun heraus und die Beliebtheit der Triosonate nahm nicht nur am Hof und in der Kirche, sondern auch im bürgerlichen Milieu deutlich zu. Jeweils mit nationalen Stilelementen verknüpft, wurde sie von François Couperin in Frankreich und von Henry Purcell in England eingeführt.

Noch bevor Arcangelo Corelli den wohl bedeutendsten Beitrag zur Gattung leistete, war es der in Ferrara und danach vor allem in Venedig wirkende Komponist Giovanni Legrenzi, der ihre Entwicklung massgeblich geprägt hat. Seine Sonatensammlungen, die überwiegend Sonate da chiesa enthielten, waren sehr erfolgreich und erschienen in mehreren Auflagen. Ob Legrenzi tatsächlich der Lehrer namhafter Komponisten wie Antonio Caldera, Tomaso Albinoni und Antonio Vivaldi war, ist ungesichert, sein Einfluss auf die nächsten Komponistengenerationen ist jedoch nicht von der Hand zu weisen. Davon zeugt die motivische Verarbeitung, die moderne Harmonik und nicht zuletzt der zuweilen feurige Duktus, deutlich spürbar etwa in der Sonate La Benaglia aus dem Jahr 1656.

Ein halbes Jahrhundert später war die Triosonate auf dem Höhepunkt ihrer Beliebtheit angelangt. Komponisten wie Caldera, Fux oder Boyce blieben dabei eher traditionellen Stilmerkmalen verpflichtet, während etwa Albinoni, Vivaldi, Bach und Händel die Gattung in Richtung des galanten Stils mit weniger Polyphonie, dafür mit mehr Virtuosität und Figuration in der Oberstimme weiterentwickelten. Vivaldis Opus 1 mit zwölf Triosonaten lässt seine Vorbilder zwar noch stark erkennen, deutet aber auch schon individuelle Akzente an, so etwa in der spürbaren Tendenz zur Dominanz der ersten Violine oder in der stilistischen Annäherung zur Solosonate. Letztere kommt in den 19 glanzvollen Variationen über das iberische Folia-Schema zum Ausdruck, mit denen er das Opus 1 abschliesst. Bereits bei Vivaldi wird deutlich, dass sich die Gattung langsam ihrem Ende zuneigte; von über 90 Sonaten sind noch etwa 28 Triosonaten. Und so wie sich Vivaldi in seinem letzten Lebensjahr in Richtung Wien wandte, so führten bald nicht mehr alle Wege nach Rom oder Venedig – sondern zunehmend in die blühende Stadt an der Donau!

KAMMERMUSIK@ZKO: VENEZIA

SO, 19. NOV. 2023, 11.00 UHR

ZKO-HAUS

Jana Karsko Violine

Kio Seiler Violine

Nicola Mosca Violoncello

Giorgio Paronuzzi Cembalo

Emanuele Forni Theorbe

CHF 40

Giovanni Legrenzi Triosonate G-Dur, La Benaglia, op. 4/3

Antonio Caldara Triosonate e-Moll, op. 1/5

Marco Uccellini Triosonate La Prosperina, op. 4/26

Giovanni Legrenzi Triosonate G-Dur, La Raspona, op. 2/6

Antonio Vivaldi Triosonate g-Moll, op. 1/1, RV 73

Antonio Lotti Triosonate G-Dur

Giovanni Battista Buonamente Sonata prima a 3

Giovanni Legrenzi Triosonate La Rosetta, op. 8/5

Tomaso Albinoni Triosonate A-Dur, op. 1/3

Antonio Vivaldi Triosonate d-Moll, La Follia, op. 1/12, RV 63